RWE beteiligt sich an Greenergetic
Ende Dezember 2015, ca. vier Monate nach der Übernahme der Grünspar GmbH durch die EWE AG, hat sich die RWE Vertrieb AG „im niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ an der Greenergetic GmbH beteiligt. Das Startup-Unternehmen hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2012 zum führenden White Label-Anbieter von PV-Pacht-Lösungen entwickelt. Nach eigenen Angaben realisieren mehr als 60 Energieversorgungsunternehmen ihr PV-Angebot über die Plattform von Greenergetic. Zu den Greenergetic-Kunden gehört u.a. die RWE-Tochtergesellschaft Lechwerke.
Der Beweggrund für die Beteiligung dürfte aber nur wenig an der bestehenden Kundenbeziehung gelegen haben. Vielmehr zeichnet sich der Deal durch das organische Wachstum und die Chance zur strategischen Positionierung im Internet-Geschäft aus.
Zum Wachstum hat sich Florian Meyer-Delpho, Geschäftsführer von Greenergetic, im Dezember gegenüber ener|gate geäußert. Seinen Angaben zufolge setzt das Unternehmen 20 bis 30 PV-Anlagen pro Woche ab; die Tendenz sei stark steigend. Er rechne damit, dass Greenergetic den Umsatz im kommenden Jahr verdreifachen werde.
Bald ein Konkurrent zu Grünspar?
Von strategischer Relevanz ist die Beteiligung an Greenergetic im Hinblick auf das skalierbare Internetgeschäft für energienahe Produkte und Dienstleistungen. Der RWE-Konzern ist mit seinem Energiekaufhaus und dem eigenen Smart Home-Angebot bereits in den digitalen Handel vorgestoßen. Die Zusammenarbeit mit Greenergetic bietet allerdings als White Label-Plattform eine deutlich größere Reichweite, die RWE nutzen will, um Services und Produkte für Stadtwerke und Regionalversorger anzubieten. Wie aus einem Interview mit der ZfK hervorgeht, sollen die Photovoltaik-Angebote demnächst um weitere Energiedienstleistungen erweitert werden. Carl-Ernst Giesting, Vorstandsvorsitzender der RWE Vertrieb AG, erläutert: „Mit dem Onlineangebot für Stadtwerkepartner weiten wir darüber hinaus unsere bisherige White-Label-Produktpalette deutlich aus“.
Damit könnte sich Greenergetic zum ernsthaften Konkurrenten zur Grünspar-Plattform entwickeln, die bislang mangels annehmbarer Alternativen eine defacto-Monopolstellung unter den White Label-Energieshopanbietern innehatte.
Berücksichtigt man die mehr als 70 RWE-Beteiligungen, die im Rahmen der „RWE Netzwerkpartner“ organisiert sind, und die über 60 Greenergetic-Kunden, verfügen die beiden Partner über das Potential, Greenergetic zur führenden Handelsplattform für energienahe Produkte und Dienstleistungen aufzubauen. Carl-Ernst Giesting zufolge wollen sich die Partner nicht auf Deutschland beschränken: Der Markteintritt in Nachbarländer sei ebenfalls anvisiert.
Markt für Dienstleistungsplattformen entwickelt sich noch
Mit der RWE-Beteiligung an Grünspar setzt sich der Trend fort, dass Traditionsversorger auf die Digitalisierung der Energiewirtschaft durch die Übernahme oder Partnerschaft mit jungen, internetbasierten Firmen reagieren. Da sich in allen Bereichen mindestens national agierende Plattformen entwickeln, die die Marktführerschaft in ihrem jeweiligen Marktsegment anstreben, erscheint es logisch, dass Energieversorger sich Einfluss auf diese Plattformbetreiber sichern. Ob allerdings die heutigen Marktstrukturen dauerhaft Bestand haben, darf bezweifelt werden. In der aktuell sehr frühen Phase der Marktentwicklung besteht durchaus Potenzial für weitere Player, mit innovativen Geschäftsmodellen und der Finanzkraft internationaler Startup-Finanzierer den Markt nochmals komplett umzukrempeln.
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