Plattformen zur Bündelung kommunaler Services als langfristiger Wettbewerbsvorteil

Wenn es darum geht, erfolgversprechende Zukunftsstrategien für Stadtwerke zu benennen, kommt man am Begriff „Plattform“ nicht vorbei. Stadtwerke sollen sich als lokale oder regionale Plattform mit allerlei Dienstleistungen, bei denen die Nähe zum Kunden eine Rolle spielt, etablieren. Dabei sollen sowohl neue Dienstleistungen, die aktuell im Fokus vieler Unternehmen stehen, als auch die Integration bestehender Leistungen aus dem kommunalen Querverbund gebündelt werden. Da solche Leistungen am besten „aus einer Hand“ angeboten werden sollten, sind verschiedene Herausforderungen, u. a. im Bereich der Abrechnung, zu meistern. Einen Lösungsansatz bietet die „Digitale Plattform für kommunale Services“ (DIPKO), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, vorhandene und zukünftige Angebote von kommunalen Versorgern auf einer Plattform zu bündeln. Stadtwerke erhalten mit DIPKO eine bedarfsgerechte Kundenschnittstelle, um die Produkte neuer Geschäftsmodelle zu vermarkten und sich im Wettbewerb zu behaupten.

Plattformen gehören für die Kunden zum Alltag

Aus Kundenperspektive sind Plattformen insb. im E-Commerce eine alltägliche Konsumgewohnheit. Kunden können dort die Leistungen verschiedener Anbieter transparent und komfortabel vergleichen und kaufen. Dies verändert die Gewohnheiten und Anforderungen der Kunden, die Angebote „aus einer Hand“ bevorzugen und einen hohen Service-Komfort erwarten. Die Plattform-Betreiber verfügen dabei über die wichtigen Kontakt- und Bezahldaten, erbringen aber selbst nicht oder nur in ausgewählten Teilbereichen die eigentliche Wertschöpfung. Der Zugang zum Kunden ist in Zeiten der Konsumdemokratisierung der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Der die eigentliche Wertschöpfung erbringende Anbieter verliert ohne Schnittstelle zum Kunden seine Position im Markt. Diese wird umso schwächer, je stärker sich Plattform-Oligopole herausbilden.

Kommunale Versorger im Wettbewerb mit innovativen neuen Anbietern

Unternehmen der Daseinsvorsorge verfügen über eine breite Palette an energienahen und -fernen Leistungen, die bedingt durch technologische und gesellschaftliche Megatrends wie die Sektorkopplung oder die Entwicklung von Smart Cities zusehends größer wird. Neue Wettbewerber besetzen und verknüpfen zugleich zukunftsträchtige Geschäftsfelder und arbeiten mit elaborierten datengestützten Technologien an innovativen Angeboten und der Optimierung der Kundenansprache.

Das Stuttgarter Startup moovel erlaubt es bspw. per Buchung über eine App und mit einem einzigen, verkehrsmittelübergreifenden Ticket eine individuelle Fahrt per Bahn, Stuttgarter oder Hamburger ÖPNV, Taxi und Carsharing zu unternehmen. Setzt sich dieses Modell durch, greift der Netzwerkeffekt. Der Leistungserbringer, hier der ÖPNV, verliert den Kundenkontaktpunkt, kann sich der Plattform aber nicht entziehen, ohne sich Einnahmen entgehen zu lassen. Sowohl die eigentliche Wertschöpfung in neuen Geschäftsmodellen als auch die Hoheit über den Vertriebskanal werden also zukünftig von größter Bedeutung für Stadtwerke sein.

DIPKO sichert den Zugang zum Kunden

Hier setzen die Energieforen Leipzig GmbH und die msg systems ag mit der DIPKO an. Die cloudbasierte Plattform dient dazu, das Stadtwerk als Gesamtanbieter regionaler Services zu etablieren und die Einführung und Vernetzung innovativer Angebote zu erleichtern. Ein Imagevideo greift das Beispiel der Verknüpfung von ÖPNV und Carsharing auf. Entscheidend ist dabei, dass dem Stadtwerke-Kunden ein integrierter Mobilitätsservice angeboten wird, den er bequem über sein Stadtwerke-Kundenkonto abrechnen kann. Mit einer ähnlichen Logik sollen Bündelprodukte und Dienstleistungen aus mehreren Sparten vermarktet oder regionalen Kooperationspartnern der Marktzugang ermöglicht werden. Auch Loyalitätsprogramme oder punktuelle finanzielle oder immaterielle Vorteile für den Kunden ließen sich abbilden. Bucht ein Stromkunde über DIPKO ein Carsharing-Fahrzeug, um zum städtischen Schwimmbad zu fahren, könnte er bspw. eine vergünstige Eintrittskarte erhalten.

Gemeinsame Entwicklung mittels Open Innovation

Die DIPKO ist aktuell in der Entwicklung begriffen. Mittels eines Open Innovation-Ansatzes werden ausgewählte Stadtwerke und die DIPKO-Partner in einer einmonatigen Innovationsphase gemeinsam passende Angebote und Produkte entwickeln. Die zweite Phase beschäftigt sich mit dem Business Building. Dabei setzen die Stadtwerke Pilotprojekte auf, erstellen Business Cases und entwickeln sogenannte „Minimum Viable Products“, also Produkte mit den minimalen Anforderungen und Eigenschaften, die ein erstes Feedback ermöglichen. Anschließend werden die DIPKO im White-Label-Modell und die konkreten Produkte während der Operationalisierungsphase der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Stadtwerk entscheidet nach dem Baukastenprinzip über die technologische und zeitliche Umsetzung der Ideen. Diese sollen zielgruppengerecht ausgespielt werden. DIPKO-Mitarbeiter unterstützen das Stadtwerk in Marketing- und Vertriebsfragen. Stadtwerke unterschiedlicher Größen haben noch die Möglichkeiten, sich an dem Open Innovation Prozess zu beteiligen. Weitere Informationen stellen wir Ihnen gerne auf Anfrage zur Verfügung.

Die DIPKO greift explizit den Gedanken auf, dass Energieversorger das sich über Commodity-Produkte definierende Produktportfolio ausweiten müssen. Welche konkreten Möglichkeiten es dabei gibt, führt der Energiemarktreport 2018 in seinem Schwerpunktthema detailliert vor Augen. Versorger sind angehalten, neue Produktwelten zu entwickeln, wofür aktuell mehr Elemente denn je zur Verfügung stehen. Diese gilt es geschickt zu kombinieren und dabei die strategische Rolle des Energieprodukts neu zu definieren.

Hier erhalten Sie mehr Informationen zum Energiemarktreport 2018.

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