Kündigen sich mit 1&1 Energy erfolgreiche Kombiprodukte im Energiemarkt an?
Kombiprodukte sind bislang im Energiemarkt eher eine Seltenheit. Zwar gibt es einige Versorger, die ihren Kunden für den gleichzeitigen Bezug von Strom und Gas Rabatte einräumen; meist werden die Angebote jedoch sehr zurückhaltend vermarktet. Noch seltener wird versucht, den Energiebezug mit anderen Produkten oder Dienstleistungen zu verknüpfen, und wenn, dann sind diese Zusatzleistungen im ersten Jahr häufig kostenlos. So verknüpft bspw. ExtraEnergie beim Vertragsabschluss auf der Unternehmensseite den Strom- oder Gasvertrag mit einem Haushaltsschutzbrief (ein Produkt der ROLAND Schutzbrief-Versicherung AG), der im ersten Vertragsjahr kostenlos ist und in den Folgejahren 7,99 Euro/Monat kostet. EWE vertreibt ein Produktbündel aus Strom, Gas und Telekommunikation mit dem Namen „EWE trio“, das einen jährlichen Treuebonus von bis zu 75 Euro beinhaltet.
Während Kombiangebote aus Strom und Gas in Großbritannien sehr beliebt sind und auch Haushaltsschutzbriefe oder ähnliche versicherungsbasierte Dienstleistungen bspw. in Spanien oder Großbritannien von Millionen von Kunden abgeschlossen werden, nehmen die deutschen Kunden solche Angebote bislang recht zögerlich an.
Mit der zunehmenden Einführung ergänzender Dienstleistungen werden aber Kombiangebote für die Energieversorger immer wichtiger. Nur wenn den vorhandenen Kunden attraktive Angebote gemacht werden, deren Mehrwert diese auch erkennen, können die bislang unerschlossenen Potenziale ausgeschöpft werden. Bei reinen Strom+Gas-Angeboten besteht aber seitens der Anbieter kaum ein Anreiz. Stadtwerke versorgen ohnehin die allermeisten Kunden und würden ihre Margen ohne Not verringern. Neue Anbieter erreichen mit Kombiprodukten aus Strom und Gas nur ein Viertel der Kunden, da nur etwa 10 Mio. Haushalte auch den Gasversorger wechseln können. Da scheint es besser, den (Preis-)Vorteil für alle Kunden zu maximieren.
Telekommunikationsanbieter bringen neue Ansätze
Die Situation könnte sich jedoch ändern, wenn Anbieter aus dem Telekommunikationsbereich in den Energiemarkt einsteigen. In dieser Konstellation bestehen deutlich größere Potentiale, dem Kunden ein reichweitenstarkes und attraktives Bündel anzubieten, z.B. mit Internet-, Mobilfunk- oder Smart Home-Angeboten.
Unternehmen wie 1&1 verfügen über einige vertriebliche Vorteile. Sie sind bundesweit aktiv und besitzen die digitalen Kompetenzen, ihre Bestandkunden auf ein Kombiprodukt anzusprechen. Damit entstehen geringere Vertriebskosten, da Provisionen entfallen und vorhandene Kommunikationskanäle genutzt werden können. Werbespots oder Anzeigen können leicht um Zusatzinfos wie „Wir bieten jetzt auch günstige Energie!“ ergänzt werden und in den kostenlosen Webmail-Konten der GMX- und web.de-Kunden lässt sich die ein oder andere Werbebotschaft ebenfalls als Mehrwertangebot platzieren. Durch die Fokussierung auf eigene Kommunikations- und Vertriebskanäle ist man zudem dem Preiswettbewerb nur bedingt ausgesetzt.
Ob die Telekommunikationsbranche es schafft, Kombiprodukte im Energiemarkt erfolgreich zu platzieren, muss sich aber erst noch zeigen. Der Wettbewerb wird sich aber durch 1&1 oder andere Unternehmen aus der Branche sicherlich verschärfen.
Das Wettbewerbspotential durch Markteintritt neuer Anbieter aus dem Telekommunikationsbereich ist eines der Themen im soeben erschienenen Energiemarktreport 2016, der einmal jährlich die wichtigsten Entwicklungen am Energiemarkt untersucht und aus strategischer Perspektive bewertet.