Klein aber fein: der österreichische Energiemarkt
Klein aber fein: der österreichische Energiemarkt
Besonders in turbulenten Marktphasen fehlt oft die Zeit über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Dabei kann sich ein Blick beispielsweise ins kleine Nachbarland Österreich durchaus lohnen.
Immerhin befinden sich unter den dortigen 150 aktiven Stromanbietern mit u. a. E.ON, MAXENERGY und Grünwelt Energie auch Versorger, die in Deutschland aktiv sind. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den 50 in Österreich verfügbaren Gasanbietern. Auch darunter befinden sich bekannte Namen aus dem deutschen Markt wie etwa Montana oder goldgas. Was also macht den österreichischen Markt für deutsche Energieversorger so interessant und wie unterscheidet er sich vom deutschen Markt?
Antworten auf diese Frage gewährt der kürzlich veröffentlichte Jahresbericht 2022 der unabhängigen österreichischen Strom- und Gas- und Regulierungsbehörde e-control. Das österreichische Äquivalent zum deutschen Monitoringbericht fasst kompakt und aufschlussreich auf 73 Seiten die Marktlage vorwiegend in Tabellenform zusammen.
Wenig überraschend hingegen zeigt sich, dass der österreichische Markt deutlich kleiner als der Deutsche ist: In Bezug auf die Stromzählpunkte der Haushaltskunden ist der deutsche Markt knapp 17-mal größer. Der deutsche Privatkunden-Gasmarkt ist mehr als elfmal so groß.
Verbraucherstruktur Erdgasmarkt in Österreich
Quelle: eigene Darstellung Kreutzer Consulting gemäß Statistikbroschüre 2023 e-control
Verbraucherstruktur Strommarkt in Österreich (öffentliches Netz)
Quelle: eigene Darstellung Kreutzer Consulting gemäß Statistikbroschüre 2023 e-control
Während es beim durchschnittlichen Haushaltsstromverbrauch nur wenig Unterschied zwischen den beiden Ländern gibt, zeigt sich eine merkliche Differenz beim Gasverbrauch. Durchschnittlich benötigt ein deutscher Haushalt 42 % mehr Gas als sein österreichisches Pendant.
Auch ein Blick auf die Wechselquoten lohnt sich. Der Ländervergleich in diesem Kontext zeigt klare Unterschiede auf. Die österreichischen Privatkunden wechseln deutlich seltener ihren Versorger als die Deutschen:
Im vergangenen Jahr wechselten 4,0 % der österreichischen Gaszählpunkte Versorger. Die Wechselquote bei den Nicht-Haushalten lag mit 4,5 % über der der Haushalte (4,0 %). Die höchste Wechselrate auf Bundeslandebene verzeichnete Niederösterreich mit 6,5 %. Energieversorger in Salzburg hingegen haben besonders loyale Kunden. Hier wechselten nur 2,8 % der Zählpunkte ihren Versorger.
Wechselraten im österreichischen Gasmarkt (bezogen auf Zählpunkte)
Quelle: eigene Darstellung Kreutzer Consulting gemäß Statistikbroschüre 2023 e-control
Im österreichischen Stromsegment hingegen lagen die Wechselquoten niedriger. Hier wechselten 2022 insgesamt nur 2,5 % der Zählpunkte ihren bisherigen Versorger, zum Teil sicherlich auch wegen der Energiepreiskrise. Auch im Strom waren die Nicht-Haushaltskunden wechselfreudiger. Analog zum Gasmarkt wechselten die Niederösterreicher am häufigsten (2,8 %) während die Salzburger ihren Versorgern besonders oft die Treue hielten (Wechselrate von 1,1 %).
Wechselraten im österreichischen Elektrizitätsmarkt (bezogen auf Zählpunkte)
Quelle: eigene Darstellung Kreutzer Consulting gemäß Statistikbroschüre 2023 e-control
Zu guter Letzt manifestiert sich auch in der Berichtslänge ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Ländern. Während die Statistikbroschüre von e-control mit unter 100 Seiten auskommt, umfasst der deutsche Monitoringbericht eine Seitenzahl im mittleren dreistelligen Bereich.
Weitere Einblicke in das österreichische Marktgeschehen hält die aktuelle Statistikbroschüre von e-control vor. Sie bietet beispielsweise Überblick über den Fortschritt des Smart Meter Rollouts in Österreich, die Entwicklung der Energiepreise sowie zahlreiche weitere Marktaspekte. Der Bericht kann hier kostenlos heruntergeladen werden.