Erste Flatrate-Stromangebote auf dem Markt
Flatrate-Tarife wären in einem Energiesystem, in dem Strom aus erneuerbaren Energien mit sehr geringen Grenzkosten produziert und systemrelevante Fixkosten wie Netzentgelte nicht mehr pro kWh sondern in einem fixen Kostenblock abgerechnet würden, eine wirtschaftlich sinnvolles Tarifmodell. Da diese Voraussetzungen aber noch nicht gegeben sind, zeigten sich bis vor kurzem viele Branchenvertreter skeptisch gegenüber einer zeitnahen Einführung von Strom-Flatrates. Entgegen den Erwartungen haben in den letzten Wochen beegy, sonnen und eprimo Flatrate-Angebote auf den Markt gebracht. Daneben kündigte innogy eine Flatrate für Oktober an.
Eine Analyse der drei Produkte zeigt, dass sowohl die Herangehensweise als auch die anvisierte Zielgruppe höchst unterschiedlich sind. Die bisher bekannten Flatrates können in die zwei unten beschriebenen Modelle unterteilt werden:
Grundpreis-Flatrate: Verbrauchsunabhängiger Preis
- Im Grundpreis-Modell wird der Arbeitspreis abgeschafft und der Verbrauch pauschal abgerechnet. Das Modell preist die Kosten auf Basis des Vorjahresverbrauchs ein und soll in einer Mischkalkulation eventuelle Mehrverbräuche durch ebenfalls vorhandene Minderverbräuche ausgleichen.
Prosumer-Modell: (Un)begrenzte Reststromlieferung
- Das Prosumer-Modell setzt dagegen voraus, dass der Kunde eine Erzeugungsanlage (PV, Wärmepumpe, etc.) und ggf. einen Speicher besitzt oder bereit ist, in diese Systeme zu investieren. Der Flatrate-Anbieter vereinnahmt anschließend spezifische Erlösposten des Kunden, wie etwa die Einspeisevergütung oder die Vermarktung eines Teils der Speicherkapazität und liefert im Gegenzug „unbegrenzt“ Reststrom gegen eine fixe Servicegebühr.
eprimo und ggf. innogy: die reine Grundpreis-Flatrate
eprimo bietet für die Städte Stuttgart und Hamburg über eine Aktions-Webseite die Stromlieferung ohne die Abrechnung eines Arbeitspreises und nur auf Basis des Grundpreises an. Das Unternehmen testet aktuell, ob das Angebot tragfähig und massenkompatibel ist. Die von innogy Anfang September angekündigte Flatrate wird sich wohl am Modell der Tochtergesellschaft eprimo orientieren.
beegy: Vorteile durch stabile Stromkosten
beegy hat ein Angebot konzipiert, das eine PV-Anlage und einen Stromspeicher mit einem Energiemanagementsystem und der Reststromlieferung als Gesamtpaket kombiniert. Über eine individuell berechnete Servicegebühr können Kunden am Service „beegyLIVE“ teilnehmen, der u.a. den Reststrom als Flatrate liefert. Nur bei Über- oder Unterschreiten eines Toleranzbands von 20 Prozent wird die Servicegebühr nach oben oder unten angepasst. Insgesamt sollen die Kunden durch die Anschaffung von Hardware, einen optimierten Eigenverbrauch und die Teilnahme an beegyLIVE ihre Stromkosten auf einen Zeitraum von 20 Jahren konstant halten.
sonnen: kWh-Freikontingent statt Flatrate
Kunden des Speicherherstellers sonnen können gegen eine monatliche Gebühr am Netzwerk „sonnenCommunity“ teilnehmen, das die Kundenspeicher zu einem virtuellen Großspeicher verbindet. Einen Teil der Speicherkapazität vermarktet sonnen am Regelenergiemarkt und realisiert mit den Erlösen ein Kontingent an kWh, das den Kunden für die Reststromlieferung kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Zwar ist das Freikontingent hoch angesetzt, doch dem Prinzip einer Flatrate entspricht es nicht, denn der Mehrverbrauch muss ggf. pro kWh bezahlt werden.
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