Neuer Geschäftsfelder: Außergewöhnliche Geschäftsmodelle
Innovationen, die Unternehmen zum Durchbruch in neue, wenig umkämpfte Märke verhelfen, sind oft nichts anderes als Veränderungen eines bestehenden Geschäftsmodells. Solche Innovationen stammen oft von Startup-Unternehmen und mögen zunächst absurd erscheinen. Etablierte Anbieter können jedoch von der Innovationskraft solcher Startups profitieren, indem sie neue Ideen beobachten und die vielversprechenden Ansätze für die Entwicklung eigener Angebote verwenden. Zwei jüngere Beispiele sind die Installation von PV-Anlagen auf Straßen und Radwegen sowie die Nutzung von Servern als Heizanlagen.
Straßen und Wege als dezentraler Erzeuger
In den Niederlanden hat das Startup Solaroad Ende des vergangenen Jahres einen 70 Meter langen Testabschnitt eines Fahrradweges eröffnet, dessen Fahrbahnbelag aus Solarzellen besteht, die mit beschichteten Glasplatten abgedeckt werden. Laut Unternehmensangaben wurden auf dem Abschnitt in den ersten sechs Monaten ca. 3.000 kWh Strom produziert. Dieser Wert übertrifft die Erwartungen an das Projekt, eine Energieausbeute von 70 kWh pro Quadratmeter jährlich zu erreichen.
Relativ hohen Installationskosten steht die sehr günstige Nutzung der Radwegfläche entgegen, für die weder Pacht noch Miete fällig wird. Solaroad erwartet, dass der Break-Even eines Solarrad-Wegs nach etwa 15 Jahren erreicht wird. Bei einer geschätzten Lebensdauer der PV-Module von 20 bis 25 Jahren, könnte in den verbleibenden fünf bis zehn Jahren ein Gewinn erwirtschaftet werden. Durch die geplante Entwicklung von massenhergestellten Betonblöcken mit integrierten PV-Modulen und eine Erhöhung der Energieausbeute im Zuge verbesserter Glasbeschichtungen dürfte sich die Wirtschaftlichkeit verbessern.
Auch in den USA und Deutschland wird diesem Geschäftsmodell bereits Beachtung entgegengebracht. So hat das US-Startup Solar Roadways 2014 über zwei Mio. US-Dollar per Crowdfunding eingesammelt, um die Idee sogenannter „Solarroadways“, also ganzer Straßen, zu realisieren. Die Amerikaner planen bereits die Serienproduktion. Zudem plant man in dem Ort, in dem das Unternehmen beheimatet ist, offenbar erste Gehwege mit den Solarmodulen auszustatten. In Deutschland forciert das Startup Solmove dasselbe Ziel. Ein erstes Projekt gibt es bereits: einen Parkplatz in Inning am Ammersee.
Server ersetzen Heizung
Seit längerem besteht bereits das Geschäftsmodell, Server in größeren Liegenschaften aufzustellen, um den dort ansässigen Gewerbekunden und Mietern die anfallende Wärme als Heizenergie zu verkaufen. Die Rechenleistung wird per schnellem Internetanschluss als Cloud Computing-Leistung vermarktet. Das deutsche Unternehmen Cloud&Heat Technologies GmbH ist beispielsweise bereits seit 2011 in diesem Geschäftsfeld tätig.
Das französische Startup Qarnot hat das Konzept auf den Privatkundenmarkt übertragen und bietet sowohl Unternehmen als auch Haushalten und Unternehmen Computer-Module, sogenannte Q.rads, als Heizkörper an. Diese kühlen passiv, indem sie die Hitze, die beim Rechnen entsteht, an ihre Umgebung abgeben. Werden sie einfach an der Hauswand angebracht, erfüllen sie die Funktion einer Heizung. Die gebündelte Rechnerleistung der derzeit 350 verteilten Module vermietet Qarnot. Voraussetzung, um solch ein Modul nutzen zu können, sind lediglich eine Steckdose sowie ein Internetanschluss. Die Kosten dafür übernimmt Quarnot, sodass der Haushalt Platz gegen Wärme tauscht. Die Bezieher der Rechenleistung bezahlen hingegen derzeit rund 25 Cent pro Stunde und CPU.
Bei geringerem Wärmebedarf, z.B. im Sommer, arbeiten die Systeme abhängig von der vertraglichen Regelung mit dem Kunden auf niedrigerer Stufe und produzieren so weniger Wärme.
Vorstellbar ist aber auch, dass die Computer, wenn sie bspw. in Schulen installiert sind, in den Sommerferien mit höherer Leistung betrieben werden, da die zusätzliche Wärme dann nicht stören würde.
Darüber hinaus arbeitet Qarnot gegenwärtig auch an der Integration von Smart-Home-Funktionen in die Module. Den Hausbewohnern sollen somit künftig weitere Dienstleistungen angeboten werden.
Branchenfremde drängen in den Energiemarkt ein, bieten aber Inspiration
Die oben genannten Beispiele verdeutlichen, dass branchenfremde Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen zu Wettbewerbern im Energiemarkt werden können. Gleichzeiten übernehmen diese Unternehmen das erhebliche Risiko, neue Geschäftsideen zu erproben. Etablierte Versorger können davon profitieren, indem sie vielversprechende Ansätze rechtzeitig erkennen und auf dieser Basis eigene Angebote entwickeln.
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