Die unterschätzten Chancen dynamischer Tarife
Seit Januar 2025 müssen alle Energieversorger dynamische Tarife anbieten. Im Moment konzentrieren sich viele Versorger lediglich auf die Erfüllung der gesetzlichen Mindestanforderungen. Dabei bieten dynamische Tarife eine einmalige Gelegenheit, Verbraucher aktiv einzubinden, die Energiewende voranzutreiben und sich im Wettbewerb abzuheben.
Die fehlende Smart-Meter-Infrastruktur stellt zwar immer noch eine Hürde dar, doch das Interesse an flexiblen Tarifmodellen wächst. Besonders Prosumer mit Solaranlagen, Wärmepumpen oder E-Autos können von dynamischen Tarifen profitieren. Diese Kundengruppe sucht nach digitalen Lösungen, um den Zugriff auf Echtzeit-Daten und eine automatisierte Steuerung ihres Stromverbrauchs zu ermöglichen. Wer hier nicht rechtzeitig Angebote entwickelt, riskiert, diese lukrativen Kunden an innovative Wettbewerber zu verlieren.
Gleichzeitig spielen dynamische Tarife in der neuen Energiewelt eine wichtige Rolle. Sie unterstützen die Netzstabilität, tragen dazu bei, erneuerbare Energien effizienter zu nutzen, und bieten Prosumern Einsparpotenziale. Für Energieversorger eröffnen sie die Möglichkeit, die Kundenbindung zu stärken und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Unternehmen, die jetzt handeln, können sich immer noch als Vorreiter positionieren und Wettbewerbsvorteile sichern.
Auch wenn der flächendeckende Rollout von Smart Metern noch auf sich warten lässt, können Übergangslösungen wie bspw. Vario-Tarife dazu beitragen, die Kunden an sich regelmäßig ändernde Energiepreise zu gewöhnen. Wer an dem Preismodell Gefallen findet, wird vielleicht mittelfristig einen Smart Meter installieren lassen und dann auch kleinere Lastverschiebungspotenziale im Haushalt nutzen, um spielerisch Energiekosten zu sparen.
27% der Befragten haben bereits starkes Interesse an dynamischen Tarifen
Die aktuelle Vertriebskanal-Studie 2024 zeigt, dass insgesamt 27 % der Befragten bereits ein großes Interesse an dynamischen Tarifen haben. Besonders auffällig ist dabei die Altersgruppe der unter 30-Jährigen, von denen 39 % ein starkes Interesse zeigen – der höchste Wert im Vergleich zu älteren Zielgruppen. Auch bei den über 61-Jährigen ist mit 31 % ein überdurchschnittliches Interesse erkennbar, das um 8 Prozentpunkte höher liegt als bei der Altersgruppe zwischen 31 und 60 Jahren. Damit zeigen sowohl die Jüngsten als auch die ältesten Befragten eine erhöhte Affinität zu dynamischen Tarifen.
Dynamische Tarife können erfolgreich etabliert werden, wenn sie als Teil eines ganzheitlichen Angebots mit Verbrauchsvisualisierung und Energiemanagement gesehen werden. Um die Kundenbedürfnisse zu verstehen, sollte die eigene Kundenstruktur und das regionale Potenzial analysiert werden, bevor Produkte entwickelt werden.