Stehen Verbrennungsmotoren vor dem Aus?
Der Zukunftsforscher Lars Thomsen hat jüngst in einem Vortrag zur Zukunft der Automobilindustrie geäußert, dass die Nachfrage nach Fahrzeugen mit herkömmlichem Verbrennungsmotor ab 2016 massiv zurückgehen soll, da der Durchbruch der reinen Elektrofahrzeuge unmittelbar bevorstehe. Auch Hybridfahrzeuge sieht er nicht als Zukunftslösung an, sondern sagt deren Ende bereits ab 2018 voraus.
Diese durchaus provokanten Thesen begründet Thomsen vor allem mit dem rasanten technologischen Fortschritt bei der Elektromobilität. So erwartet er ab 2016 bei Preis und Reichweite keine grundlegenden Unterschiede mehr zwischen Elektro- und Verbrennerfahrzeugen. Batteriekosten von 120 US-Dollar pro Kilowattstunde und ein dichtes Netz an Lademöglichkeiten würden die Vorteile der Verbrennerfahrzeuge dahinschmelzen lassen. Entsprechend gebe es dann auch keinen Grund mehr, sich für ein Fahrzeug mit klassischem Antrieb zu entscheiden.
Am Beispiel Tesla verdeutlichte Thomsen, dass der Umbruch bereits jetzt beginnt. So habe Tesla das neue Model S in den USA im ersten Halbjahr 2013 über 10.000 mal verkauft und damit mehr Fahrzeuge abgesetzt als Mercedes mit der S-Klasse (6.000 Einheiten) und Audi mit dem A8 (3.800 Einheiten) zusammen.
Diese Entwicklung wird sich nach Ansicht von Thomsen weiter beschleunigen und dazu führen, dass auch andere, neue Player wie bspw. Samsung oder LG in den Markt eintreten könnten, um den etablierten Anbietern Konkurrenz zu machen. Auch wenn diese Unternehmen bisher keine Erfahrungen im Automobilbau haben, verfügen sie doch über umfassendes Know how in der Batterietechnik, das ihnen einen Wettbewerbsvorteil bringen könnte. Insbesondere solche Hersteller, die bis dahin keine vollelektrischen Lösungen zu bieten hätten, sondern noch auf Hybridantriebe oder gar reine Verbrenner setzten, hätten es anschließend schwer, sich gegen neue, innovative Anbieter durchzusetzen.
Wenn wir im Jahr 2016, bis dahin sind es nur noch knapp 27 Monate, bei Herrn Thomsen anfragen werden, was aus seiner Vorhersage geworden ist, werden wir wahrscheinlich feststellen müssen, dass die Elektromobilität sich doch nicht ganz so schnell entwickelt haben wird wie vorhergesagt. Herr Thomsen wird aber wahrscheinlich sagen, dass er einen Denkanstoß geben und die Automobilindustrie aufwecken wollte, damit sie sich den Herausforderungen der Zukunft schon heute stellen und die künftige Marktentwicklung konsequent zu Ende denken. Dabei ist es egal, ob die Elektromobilität ab 2016, 2018 oder 2020 den entscheidenden Durchbruch schafft. Schließlich ist es bis dahin auch nicht mehr lange hin und die Entwicklungs- und Innovationszyklen in der Autoindustrie gehören nach wie vor nicht zu den schnellsten.
Trotzdem darf man die vorhergesagte Entwicklung nicht von vornherein als Hirngespinst oder Phantasie abtun. Tatsächlich ist in den letzten Jahren bereits eine deutliche Senkung der Batteriekosten erreicht worden und weitere Kostensenkungen werden generell erwartet. Zudem wird auch die Ladeinfrastruktur besser. Mit 50, 100 oder gar 120 kW-Schnellladung lässt sich fast jedes Elektroauto relativ schnell betanken. Wenn dann die Batterien nicht nur größer, sondern auch leichter werden, können auch kleinere Fahrzeuge mit Reichweiten von 500 km aufwarten, wohlgemerkt, ohne irgendwo laden zu müssen. Von der technischen Seite her sind die Weichen gestellt, und wenn nur eine neue Batterietechnologien, wie bspw. Lithium-Luft-Akkus, schnell zur Marktreife gelangen und zu vertretbaren Preisen verfügbar sind, wird es womöglich sehr schnell kein großes Interesse mehr am Benzinmotor geben. Dies hat KREUTZER Consulting bereits 2009 in einer Eigenstudie festgestellt. Und eines kann schon als sicher gelten: Der technische Fortschritt im Batteriesektor wird deutlich schneller und dynamischer verlaufen, als die Bemühungen der Automobilindustrie zur Verringerung des Verbrauchs von Otto- und Dieselmotoren.
KREUTZER Consulting unterstützt Sie mit individueller Marktbeobachtung
Egal, ob Herr Thomsen recht behält oder nicht, steht eins fest: Technologischer Fortschritt lässt neue Konkurrenten entstehen und stellt bestehende Geschäftsmodelle in Frage. Damit Ihr Unternehmen stets über entscheidungskritische Marktentwicklungen informiert bliebt, bietet KREUTZER Consulting individuelle Marktbeobachtung an. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, um Ihre Anforderungen zu besprechen.