Google steigt erneut in den Energiemarkt ein

Mehr als zwei Jahre nach dem Ausstieg aus dem Projekt Google Powermeter, bei dem Stromzählerdaten visualisiert wurden, hat Google mit der Übernahme des Smart Home-Anbieters Nest Labs für 3,2 Mrd. US-Dollar erneut einen Fuß in den attraktiven Energie- bzw. Home Automation-Markt gesetzt.

Nest Labs, 2010 von einem ehemaligen Apple-Manager gegründet, bietet seit 2011 intelligente Heizungs-Thermostate und seit kurzem auch Rauchmelder an. Die Produkte, die ähnlich wie Apple-Geräte von einem ästhetischen Design und einer einfachen, intuitiven Bedienbarkeit profitieren, erfreuen sich in den USA bereits großer Beliebtheit. In Deutschland sind die Produkte noch nicht verfügbar, da in Europa bisher nur der britische Markt bedient wird. Ein ähnliches Konzept einer lernenden Heizungssteuerung bietet aber bspw. das deutsche Startup tado an.

Wie der Presse heute relativ einvernehmlich zu entnehmen ist, will Google den lukrativen Markt der Heimvernetzung erobern und natürlich auch Zugriff auf das Nutzerverhalten bekommen, um die Daten zu Geld zu machen. Dies wird zwar von nest derzeit noch dementiert, es muss jedoch angenommen werden, dass die einzelnen Nutzerdaten aggregiert und analysiert werden müssen, um die bestmögliche Lernkurve zur Verbesserung des Systems zu erzielen.

Was passiert mit nest?

nest soll als eigenständige Marke im Konzern weitergeführt werden. Es ist davon auszugehen, dass Google, das bisher bereits in zwei Finanzierungsrunden in nest investiert hat, seine Kompetenzen und finanziellen Mittel nutzen wird, um das Angebot von nest schnell zu erweitern und gleichzeitig die internationale Expansion voranzutreiben. Könnte sich Google im Markt der Hausautomatisierung etablieren, wäre dies sicherlich ein großer Vorteil gegenüber Apple, das bisher in diesem Bereich noch nicht aktiv geworden ist.

Gleichzeitig bietet die Kombination der Google dann zur Verfügung stehenden Daten bspw. aus Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android, den Suchmaschinenanfragen und auch aus den Sensoren und Aktoren der neuen Hausautomatisierungsangebote, eine einzigartige und umfassende Möglichkeit die Bedürfnisse der Haushaltsmitglieder zu ermitteln und maßgeschneiderte, personalisierte Angebote daraus zu entwickeln oder einfach die Nutzerdaten an Werbetreibende gewinnbringend zu verkaufen.

Ergänzt werden die Daten künftig sicherlich auch noch aus den Autos, in die Android (z.B. bei Audi) verstärkt Einzug hält. Weitere Möglichkeiten bestehen durch die Integration von Bezahlsystemen (Google Wallet), der Datenbrille Google Glass oder auch der TV-Angebote (Chromecast). Weitere Entwicklungen und Zukäufe werden mit Sicherheit erfolgen.

Bedeutung für den Smart Home-Markt

Der Einstieg eines Unternehmens wie Google in den Smart Home-Markt zeigt die große Bedeutung, die Smart Home-Anwendungen künftig weltweit haben werden. Smart Home ist also definitiv ein Wachstumsmarkt und ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung des „Internet of things“.

Es wird zwar voraussichtlich noch ein wenig dauern, bis weitere Produkte entwickelt und evtl. auch andere Hardware integriert wird, aber es ist davon auszugehen, dass Google in absehbarer Zeit ein sehr umfassendes Spektrum an Sensoren und Aktoren anbieten wird, die den Smart Home-Markt aufmischen werden. Durch die Integration von Multimedia-Diensten wird nest bzw. Google künftig voraussichtlich nicht nur Anwendungen im Energiebereich, sondern für alle Lebensbereiche in denen Hausautomatisierung eine Rolle spielen könnte, einem breiten Kundenkreis verfügbar machen und sich wohl auch am Markt etablieren.

Smart Home-Anbieter, die nur Einzellösungen bieten oder sich zu stark auf Aspekte wie Energieeffizienz, auch als Verkaufsargument, konzentrieren, dürften über Kurz oder Lang Schwierigkeiten haben, solche Systeme an den Mann zu bringen, wenn die „eierlegende Wollmilchsau“ von Google bspw. durch eine bessere Erweiterbarkeit und Vernetzung viel mehr bietet und möglicherweise auch deutlich günstigere Angebote parat hält. Die Preisdifferenz erkauft man sich dann zwar, indem man seine persönlichen Daten ausschlachten lässt, aber das Beispiel Gmail zeigt unter anderem, dass dies die adressierten Zielgruppen kaum stören wird.

Für Energieversorger und Smart Home-Anbieter bedeutet dies also, dass sich Markt und Wettbewerb möglicherweise schneller entwickeln werden, als bisher gedacht. Gleichzeitig könnte die bisher noch fehlende Standardisierung über einen Anbieter wie Google einfach durch Marktmacht durchgesetzt werden. Insofern sind künftig intelligente Lösungen gefragt, um in dem noch jungen Markt zu bestehen oder profitable Nischen zu besetzen.

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